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Rad am Ring 2018

Vorgeschichte

In den vergangenen Jahren hatte ich den Wunsch, an dieser legendären Veranstaltung "Rad am Ring" teilzunehmen. Schließlich hörte ich von allen Seiten von der sogenannten "Grünen Hölle" in der Eifel. Dieses Vorhaben konnte ich bislang urlaubsbedingt nicht in die Tat umsetzen. Aber dieses Jahr passte der Termin gut in meine Planung und natürlich auch in die Urlaubsplanung der Familie. Und nein, ich habe keinen Einfluss darauf genommen. 

Der Nürburgring und die berüchtigte Nordschleife sind mir aus der Formel 1 bereits ein Begriff. Aus Richtung des Radsports kenne ich den Nürburgring nur aus Erzählungen: in diesem wurde von "steil" bis "hammerhart" alles berichtet.

Bislang kenne ich als schwerste Disziplin in einem Rennen den Großen Feldberg. Vielleicht kann Rad am Ring den Großen Feldberg toppen. Mal sehen.

Die Anmoderation seitens des Veranstalters im Internet war besorgniserregend. Er sprach von einem rund 17%igen Steigungswinkel. Im Frühsommer diesen Jahres habe ich im Rahmen meines alljährlichen Trainingslagers in den Ardennen die "Mauer von Huy" bewältigt. Ein 1100 m langer, steiler und hammerharter Anstieg. 19%!!! Und jetzt ein Anstieg, der nicht wirklich flacher ist. Eigentlich geil, aber doch Grund zur Sorge, denn der Anstieg steht dreimal auf dem Programm. 

Eine Woche vorher...

Am Sonntag, 15.07.2018, habe ich noch recht spontan an einer RTF des RSV Viktoria Löwenich teilgenommen. Eine mittlere Runde von ca. 115 km durch die (Vor-)Eifel. Nideggen, bzw. Berg, markierte den Wendepunkt der Rundfahrt. Die Strecke war ganz ansprechend, meine Otto-Maigler-See-Runde wurde mehrfach gekreuzt.  

Während der RTF riss bei Kilometer 50 der Schaltzug für die Kassette, d.h. ich konnte auf der Kassette nicht mehr schalten. Einer der Mitfahrer stellte die Gangschaltung mittels der Anschlagsschraube auf das 8. Ritzel ein, so dass nicht der schwerste Gang zur Verfügung stand, sondern ein leichterer Gang, wenn auch nur ein wenig leichter. Ich konnte nur noch über das Kettenblatt schalten. Also fuhr ich die letzten 65 km mit einem Singlespeedrad. Gott sei Dank passierte dies nicht beim Anstieg zur Hohen Acht

Der besagte Mitfahrer tauschte noch in der kommenden Woche beide Schaltzüge, sowohl den defekten Schaltzug, also auch den noch funktionierenden. Recherche meinerseits ergaben, dass der Schaltzug ca. 15.000 km gehalten hat. 

Expo und Fahrerlager

Endlich war es soweit. Die Anfahrt wurde von mir länger eingeschätzt, als ich tatsächlich benötigt habe. Der Nürburgring ist von meiner Wohnanschrift in einer Stunde gut zu erreichen.

Die Anfahrt war gut geregelt. Für die Teilnehmer unterschiedlicher und vielfältiger Veranstaltungen, wie 24h-Rennen, 24h-MTB-Rennen oder Jedermann-Rennen gab es unterschiedliche Parkbereiche. Durch die frühe Ankunft um 08:30 h habe ich zumindest auf dem Parkplatz in der Poleposition gestanden.

Auf dem Gelände war ordentlich was los. Viele Boxen im Paddock waren belegt, entweder vom Veranstalter, beispielsweise in Form der Ausgabe der Startunterlagen und Starterbeutel, oder von Sponsoren, wie zum Beispiel Dextro Energy. Oder von Radsportteams oder deren Sponsoren.
Hinter der Boxengasse war der wirklich große Expo-Bereich aufgebaut. Viele viele Hersteller, vom Ausstatter bis hin zur Fahrradmarke, über Zubehör und Trainingsgeräte sowie Technik, es war zwar nicht alles, aber sehr vieles vertreten.

Nach dem Erhalt der Startunterlagen (Boxen 19-21) und des Starterbeutels (Box 26) nutzte ich die verbliebene Zeit ein wenig über das Gelände zu schlendern und die Angebote der Aussteller zu studieren. Es waren auch interessante Angebote dabei, wie zum Beispiel die Trainingsrolle Tacx Flux für 499,- Euro zur Mitnahme oder ein Sattel von SQLab für 135,- Euro. 

Der Bereich nach der Start-/Ziellinie entlang der Strecke war den Dependancen der 24h-Teams vorbehalten. Bis zum Abzweig in Richtung Nordschleife reihte sich Team an Team, das sogenannte Fahrerlager, so dass schnell ein Urlaubs- bzw. Campingfeeling aufkam. 

Grüne Hölle

Kurz vor High Noon wurde es Zeit in den Startblock zu fahren. Die Organisation der Sortierung der verschiedenen Disziplinen war sehr gut und leicht verständlich. Um 12:30 h starteten die Teilnehmer des 150km-Rennens, gefolgt von uns um 12:34 h für die 75km-Strecke und im Anschluss das 25km-Rennen. Ganz zum Schluss wurde das 24h-Rennen gestartet.

Pünktlich um 12:34 h ging es für mich los. 
 
Die ersten zwei Kilometer nach dem Start ging es durch das Fahrerlager. Gefühlt fuhr ich über einen Campingplatz, wobei nahezu alle "Camper" Applaus spendeten. Großartig. 
Dann folgte der Abzweig zur Nordschleife, an der die Mountainbiker die Strecke verließen.

Dann kamen ca. 9 Kilometer mit einem regelrechten Wow-Geil-Effekt. Rasante Abfahrten, schnelle Kurven, steile Rampen. Das alles eingebettet in eine fantastische Landschaft. Als Krönung des Ganzen wartete ein Streckenabschnitt, der "Fuchsröhre" genannt wird. Hier sind Geschwindigkeiten über 80 km/h keine Seltenheit, ein paar Teilnehmer überspringen sogar die 100km/h-Marke. Bei mir war bei 83,3 km/h Ende, dann setzte doch das Kopfkino ein. Bei den eingestellten Fotos gibt es auch eins, bei dem angeblich 101 km/h gemessen wurde. Mein Garmin weiß davon nichts. 
Ungefähr bei Kilometer 11 (in Runde 2 bei Kilometer 38, in der dritten Runde bei Kilometer 60) beginnt der Anstieg. Jetzt wird die jeweils anstrengende zweite Hälfte jeder Runde eingeläutet. Auf den folgenden 5 km werden gut 300 HM erklommen. Zu Beginn ging es ganz moderat zum sogenannten Karussell, dann wurde es steil, richtig steil. Über die anfänglichen 4% - 5% konnte man noch lächeln, spätestens bei der Hohen Acht verging es mir. 17% in der Spitze, das war schon hart. Beim ersten Anstieg ging es noch ganz gut. Beim zweiten Anstieg sehr schleppend. Der dritte Anstieg wurde dann doch qualvoll. Jeder Tritt war eine Überwindung, ich dachte kurz, daß ich es nicht schaffe, aber dann war ich doch oben. Ein viertes Mal wäre ich definitiv nicht mehr aus eigener Kraft hochgekommen.
Nach der Hohen Acht ging es in Wellen zurück zum Motodrom. Aber auch diese "Hubbel" hatten es in sich. Allesamt kurze, aber steile Anstiege. Und jedesmal bei böigem Gegenwind. Der Döttinger Höhe folgte die lange Gerade nach Nürburg mit dem letzten kleinen Anstieg. Dann war das Motodrom erreicht und eine neue Runde begann.

Resumee

Letztendlich war es eine schönes und gelungenes Event. Ein Rennen, wie bei den übrigen Veranstaltungen ist es für mich nicht, da ich spätestens bei der zweiten Runde den Überblick über die Gruppen verloren habe. Schon bei dem ersten Anstieg wurde das Fahrerfeld regelrecht zerpflückt. 
Während der 75km waren viele Wetterbedingungen vertreten: der Start und die Abfahrten der ersten Runde erfolgten bei trockenen Bedingungen. Der erste Kletterabschnitt zur Hohen Acht sowie die daraufolgenden "Wellen" erfolgten bei Regen und Gewitter. Die Abfahrten der zweiten Runde nur bei Regen, aber nasser Fahrbahn und nun windigen Verhältnissen, danach riss der Himmel auf. Der Rest fand bei Trockenheit und warmen 26 bis 30 Grad statt. 
Insbesondere die zweite Runde zeigte, dass die Strecke (und auch der Radsport) sehr gefährlich ist. Und der Nürburgring zeigte mir, dass ich ein ganz miserabler Abfahrer bin. 
Caracciola-Karussell
Caracciola-Karussell
Blick von der Hohen Acht auf das Caracciola-Karussell
Blick von der Hohen Acht auf das Caracciola-Karussell
Geschwindigkeitsmessung auf dem Nürburgring
Geschwindigkeitsmessung auf dem Nürburgring
Runde zwei
Runde zwei
Abfahrt im Regen
Abfahrt im Regen
Klettern zur Hohen Acht
Klettern zur Hohen Acht
Klettern zur Hohen Acht
Klettern zur Hohen Acht
Übersichtsplan Nürburgring
Übersichtsplan Nürburgring

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