Prolog
Es lebe das Circuit Cycling, diesmal am Nürburgring!!! Vor zwei Jahren fand das Rennen Circuit Cycling zum letzten Mal statt, und zwar auf dem Hockenheimring. Das Circuit Cycling Hockenheim war meine Premiere mit dem Rennrad auf einer Grand-Prix-Strecke und ich muss sagen, es war der Hammer. Dort habe ich im Windschatten der starken Fahrer teilweise für mich fantastische Geschwindigkeiten erreicht. Letztendlich beendete ich das verkürzte Rennen mit einem (für mich) Super-Durchschnitt von 37, 9 km/h.
2018 wurde Circuit Cycling Hockenheim wegen mangelnder freier Termin auf dem Hockenheimring und angeblich zu geringer Teilnehmerzahlen kurzfristig abgesagt. Ich fand es sehr schade, da ich mich richtig auf das schnelle Rennen gefreut habe.
Umso größer war die Freude, als mich die Nachricht erreichte, dass Circuit Cycling im Jahr 2019 wieder stattfindet. Und zwar diesmal auf dem Nürburgring.
Daher habe ich mich mit großer Freude für das 60km-Rennen angemeldet. Schließlich gilt es mit jeder Runde auf 5,01 km ganze 100 HM zu bewältigen. Das hört sich erst einmal nicht viel an, stellt aber letztendlich die Summe von 1200 HM im Rennmodus dar. 100km mit fast 2000 HM habe ich mir nicht zugetraut.
Zwei Wochen vor dem Rennen waren die Wetterprognosen für das Circuit Cycling absolut top. Allerdings wurden ab diesem Zeitpunkt die Prognosen immer schlechter, bis es zwei Tage vor dem Rennen im Radio hieß "der Samstag (Tag des Rennens) ist nur etwas für Drinnen". Es wurden 50mm Niederschläge, also sintflutartige Niederschläge, vorher gesagt. Die "Grüne Hölle" (eigentlich Synonym für die Nordschleife) schien ihren Namen Ehre machen zu wollen.
Am Vortag des Rennens war die Prognose weiterhin mehr als schlecht, eher unterirdisch. Daher beschloss ich, mein "altes" Ultimate rennfertig zu machen und den Wettkampf mit dem Ultimate anzugehen. Ich wollte tatsächlich, sollte ich beim Circuit Cycling fahren, keinen Sturz mit dem "neuen" Aeorad auf regennasser Fahrbahn riskieren. Der Veranstalter informierte die Teilnehmer am Vortag über eine Streckenkürzung, geschuldet der katastrophalen Wettervorhersage.
Am Tag des Rennens war das Wetter tatsächlich eine Überraschung. Im Kölner Raum hört es in den Mittagsstunden auf zu regnen. Die Wettervorhersagen ließen für den Abend leichten Optimismus aufkommen. Das Wetter in der Eifel wurde an diesem Tag durch nördliche Winde beeinflusst, also habe ich bereits mittags zu Hause gesehen, wie das Wetter abends in der Eifel werden könnte. Entsprechend positiv gestimmt habe ich mich mit dem Ultimate auf dem Weg zum Nürburgring gemacht.
Circuit Cycling
Am Ring an gekommen, stellte ich fest, dass es tatsächlich nicht mehr regnete. Es war zwar noch alles nass, aber man konnte sehen, wie der Himmel heller und heller wurde. Und tatsächlich - es bleib bei kühlen 8 Grad trocken.
Bei der Anmeldung machte ich den ersten Fehler #1: ich meldete mich für das lange Rennen um, ursprünglich 100 km, nun auf 75 km gekürzt. Auf genau diese Distanz bin ich trainiert. Alle meine Rennen haben ungefähr diese Streckenlänge. Weiterhin wußte ich, dass pro Rennen keine 200 Fahrer gemeldet sind. Daher bestand die Chance, ordentlich Wettkampfpunkte (die Streckenlänge beeinflusst die Punktevergabe) einzusacken.
Der zweite Fehler #2 war, dass auf der großen Distanz vorzugsweise alle semiprofessionellen sowie hochambitionierten und austrainierten Radsportlern starten. Quasi nicht meine Augenhöhe, aber noch im Lichte von Eschborn/Frankfurt fühlte ich mit fit genug, um mitzuhalten. Dachte ich...
Also ging ich mit ca. 165 leistungsstarken Radsportlern an den Start. Wegen der noch nassen Fahrbahn ging ich mit Respekt an die Sache und versuchte, im Windschatten der schnellen Jungs zu bleiben. Das klappte nur ca. 2,5 km, bis zur Dunlop-Kehre. Dann fuhr der Windschatten davon, denn hier trennte sich die Spreu vom Weizen. Ich zählte ganz offensichtlich zum früh aussortierten Spreu.
Insgesamt weist der Nürburgring nur 50 HM in der Differenz auf, aber die "Hubbel" sind äußerst knackig. Steht man in der Dunlop-Kehre wirkt das Areal der Rennstrecke so weitläufig, dass das Auge den folgenden Anstieg gar nicht richtig registriert. Plötzlich wird es steil, zwar nur kurz, aber sehr deutlich und schwer. Auf einer Runde zweimal mit ca. bis zu 9%-Steigungen im Durchschnitt auf den kurzen Anstiegen.
Die Runde beginnt mit einer Rechtskurve, die schnell eng wird, der Yokohama-Kurve. Die Durchfahrt durch die Mercedes-Arena folgt der Hochgeschwindigkeitsabschnitt des Kurses. Über die Kurve 6 und der anschließenden Ford-Kurve geht es hinunter zur Dunlop-Kehre. Dies ist zwar eine 180-Grad-Kehre, kann aber mit dem Rennrad bei trockenen Belag in vollem Tempo (über 60 Sachen) genommen werden. Anschließend folgt das Michael-Schumacher-S, was den ersten oben geschilderten kurzen und steilen Anstieg darstellt. Die anschließende Linkskurve, die Ravenol-Kurve, stellt die erste "Kuppe" dar, anschließend geht es über die Bilstein-Kurve (oder Warsteiner-Kurve) wieder hinunter durch den Advan-Bogen zur NIK-Schikane. Diese Schikane ist ein ähnlich steiler Hubbel. Zu guter Letzt folgt eine Rechtskurve als Einfahrt zum Plateau der Start-/Ziellinie.
Nach dem Start versuchte ich mitzuhalten und nahm, getäuscht durch die Weiltäufigkeit des Geländes und angetrieben durch den sportlichen Ehrgeiz den ersten und zweiten Hubbel mit voller Kraft voraus. Bereits beim zweiten Anstieg bereute ich meine Ummeldung auf die lange Strecke. Jetzt war das Fahrerfeld so weit auseinandergezogen, dass es für mich keinen Windschatten mehr gab.
Nach der 10. Runde wurde das Rennen zum Kampf. Meine Oberschenkel streikten, in beiden Beinen kündigten sich Krämpfe an. Jetzt auf keinen Fall die Beine stillhalten und weiter. Irgendwie habe ich es dann doch geschafft, mit einem gefühlt schlechtem Schnitt von 27,5 km/h. Ich weiß, dass es besser geht und vor allem, dass das Rennen nicht am ersten Berg entschieden wird. Aber dort es wird verloren!
Epilog
Es ist unglaublich frustrierend überrundet zu werden, mir ist das ganze dreimal passiert. Es ist mir unbegreiflich, wie Fahrer, zum Teil älter als ich, so einen Schnitt hinlegen können. Die Überholungen waren eher wie eine Springflut. Die Semiprofis und andere fahren knallharte Kampflinie ohne Rücksicht auf Verluste. Da habe ich doch lieber Platz gemacht.
Ich glaube, dass beim Circuit Cycling viele Kleinigkeiten zusammen kamen, die es mir schwer gemacht haben. Erstens habe ich überzogen. Dann habe ich die Strecke völlig unterschätzt. Weiterhin war das Wetter recht kalt, ich bin nie richtig warm geworden.
Zweitens habe ich meine eigene Messlatte viel zu hoch angesetzt, entsprechend verkrampft war ich, insbesondere die Atmung.
Drittens war ich nicht auf dem Aeorad unterwegs. Das krampfhafte Überziehen bei gleichzeitigem Unterschätzen hat das Rennen für mich zu einem Kampf gemacht. "Grüne Hölle" scheint für mich
zuzutreffen, der Nürburgring stellt für mich eine besondere Herausforderung dar, egal ob es Rad am Ring heißt oder Circuit Cycling. Besser wäre es gewesen, wenn ich bei meinen "Leisten" geblieben
wäre.
Aber... meine Zeit beim kleinen Rennen hätte mir eine Platzierung auf Platz 93, in der AK auf Platz 14 eingebracht. Damit bin ich dann doch zufrieden
Fazit
Abschließend bleibt mir nur Bemerkung, dass Circuit Cycling eine kleine aber feine Veranstaltung ist. Das Teilnehmerfeld ist überschaubar und man kann sich sicher sein, nur positiv Bekloppte anzutreffen. Ein Radrennen auf einem Formel-1-Kurs ist auf jeden Fall etwas Besonderes und macht grossen Spaß. Kurzum: Circuit Cycling ust unbedingt empfehlenswert.
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